In der diesjährigen Jahreshauptversammlung stehen neben dem alljährlichen Rückblick und der Entlastung des Vorstands auch Wahlen für die Vorstandsämter an.
Um die JHV auch inhaltlich für die Mitglieder interessant zu machen, wird der Vorsitzende Dieter Grupp einige Impulse zum Geschichtsrevisionismus von rechts vorbereiten, um dann mit den Anwesenden darüber ins Gespräch zu kommen, wie sehr dies unsere Gedenkstätte in Bisingen betrifft und in Zukunft betreffen könnte.
Der in Berlin lebende israelische Autor und Filmemacher Ron Segal liest aus seinem Roman Jeder Tag wie heute und diskutiert mit den Teilnehmenden in Zeiten eines wachsenden Antisemitismus über eine neue Erinnerungskultur. Es ist eine Erinnerungskultur, die zunehmend weniger auf die direkte Zeugenschaft durch von Verfolgung und Holocaust betroffenen Menschen aufbauen kann, sondern neue Wege finden muss.
Adam Schumacher, der Held dieses Debütromans von Ron Segal, ist ein neunzigjähriger israelischer Schriftsteller und Holocaust-Überlebender. Einst vor den Nazis geflüchtet, reist er nun, viele Jahre später, zum ersten Mal zurück nach Deutschland, um für ein Literaturmagazin seine Erinnerungen aufzuschreiben.
Ausgerechnet dort, wohin er nie zurückkehren wollte, merkt er, dass ihn sein Gedächtnis immer öfter im Stich lässt. Wie der Schuster aus den Märchen der Brüder Grimm, dessen Handwerk über Nacht durch geheimnisvolle Helfer erledigt wird, wacht er jeden Morgen auf, um zu entdecken, dass irgendjemand seine Arbeit schon für ihn getan hat, dass seine Geschichten schon auf dem Papier festgehalten sind.
Ihm wird klar, dass nicht mehr viel Zeit bleibt, das Versprechen an seine verstorbene Frau einzulösen: bevor er sie vergessen haben würde, ihrer beider Lebensgeschichten aufzuschreiben.
Segal erzählt die Fieberträume des Überlebenden, in denen die Fakten und Fiktionen einander schon überlagern, er ruft die Geschichten der Grimms auf, die Mythen, Legenden und versucht ein Amalgam zu finden, das ein literarisches Sprechen über den Holocaust für jemanden »zwei Generationen danach« möglich macht.
Ron Segal wurde 1980 in Israel geboren. Er ist Absolvent der Sam Spiegel Film and Television School of Jerusalem. Sein Abschlussfilm The Stain wurde auf vielen internationalen Festivals gezeigt. Seinen Roman Jeder Tag wie heute (2014) schrieb er im Rahmen eines DAAD-Stipendiums, danach arbeitete er an einer Animationsverfilmung des Romans.
2022 veröffentlichte er den Roman „Katzenmusik“.
Unser diesjähriger Vereinsausflug bringt uns ins Mannheimer Stadtmuseum Marchivum, wo wir kundig durch die Ausstellung zum Nationalsozialismus in Mannheim geführt werden. Nach einem Mittagessen werden wir am Nachmittag die KZ Gedenkstätte Sandhofen besuchen.
Um den Ausflug gut planen zu können, bitten wir um eine Voranmeldung bis Mittwoch, 16. Juli mit einer Mail an gruppdieter_at_googlemail.com. Wir werden am Morgen des 19. Juli am Marktplatz Fahrgemeinschaften bilden. Eintrittskosten und Führungen übernimmt der Verein.
Was ist Rechtsextremismus? Welche Entwicklungen und lassen sich für die letzten Jahre aufzeigen - insgesamt und in der Region? Und welche Gefahren für die Demokratie gehen von der extremen Rechten aus?
Diesen Fragen geht Rolf Frankenberger, Geschäftsführer Forschung am Institut für Rechtsextremismusforschung (IRex) der Universität Tübingen, in seinem Vortrag nach und beleuchtet dabei exemplarisch aktuelle Entwicklungslinien von Akteuren, Einstellungen und Bedrohungslagen.
Früh haben die Nationalsozialisten die Bedeutung des Films erkannt und genutzt. Im Zweiten Weltkrieg hatten „embedded correspondents" den Auftrag für die Deutsche Wochenschau Bilder und Filme der Kriegsschauplätze zu liefern. Im Kriegssommer 1943 bestand die Propagandakompanie aus 15 000 Mann. Die Aufnahmen von Einsätzen und Kriegsschauplätzen wurden nach normierten Regeln erstellt, z.B. sollten keine eigenen Gefallenen gezeigt werden. In der Zentrale der Wochenschau trafen wöchentlich 12-18 Stunden Filmmaterial ein.
Dazu der Reichspressechef Dr. Dietrich „Man hat die PK die jüngste Waffe der deutschen Wehrmacht genannt. Sie stellen die geistigen Waffen in den Dienst der Kriegsführung und kämpfen gleichzeitig mit ihren Kameraden Seite an Seite.“ Allerdings erreichten diese Aufnahmen erst mit großer Verzögerung das Publikum in den Kinos. Denn diese wurden gezielt nachgearbeitet, zensiert und mit Kommentar und Musik versehen. Die Deutsche Wochenschau sollte der Bevölkerung das Bild eines gewollten Krieges zeigen. Die Wochenschau wurde zum Vorbild für das gesamte Filmschaffen erhoben. Propagandaminister Joseph Goebbels sagte auf der Kriegstagung der Reichsfilmkammer im Frühjahr 1941: „Denn das Element, der Sauerteig des neuen deutschen Films, ist der Wirklichkeitsbericht vom deutschen Kampf geworden: die Wochenschau. Die soldatisch, menschlich und künstlerisch außerordentliche Leistung der PK-Bildberichterstatter hat dem neuen deutschen Film zum Durchbruch verholfen. Die Wochenschau ist der Pate dieses Films geworden: in künstlerischer, thematischer und psychologischer Beziehung.“ (in: Der Deutsche Film, 9/1941 (März), S. 169).
In dieser Veranstaltung wird von Dr. Karl Kleinbach Film-Material der Deutschen Wochenschau vorgestellt und kommentiert.