Neben den festen Elementen einer Jahreshauptversammlung, wie die Vereinssatzung es vorschreibt, geht es dieses Jahr um die Vorstellung des Projekts "Pieces of Memory. Children in the Shoah", das in den Jahren 2021/22 von Junge Menschen, die sich erinnerungskulturell engagieren, haben die Biographien erstellt. Im Mittelpunkt des Moduls stehen 32 Biographien von Kindern, die die Shoah erlebt haben. Einige dieser Biographien werden vorgestellt, um das Schicksal jüdischer Kinder in den 1930er- und 1940er-Jahren und auf deren Weiterleben nach 1945 und in vielen Fällen die Rückkehr zu den Orten der Kindheit darzustellen.
Nina Wolf führt an diesem Abend ein Interview mit Monika Jalili über den Transport von 222 jüdischen Kindern und Erwachsenen aus dem KZ Bergen-Belsen, die 1944 von den Nationalsozialisten ausgetauscht wurden gegen von den Briten in Palästina internierte Mitglieder der ursprünglich aus Württemberg stammenden Tempelgesellschaft - ein weithin vergessener Aspekt der Verfolgungsgeschichte während der NS-Diktatur. Monika Jalili erzählt die Geschichte ihres Vaters, der eines der Kinder dieses Transports war. Dazu wird sie von der Rechtsanwältin Nina Wolf interviewt, die in Salt Like City lebt, ursprünglich aus Albstadt stammt und im Bereich der Wiedergutmachungseinbürgerung früherer deutscher Staatsangehöriger arbeitet.
In dem Interview wird über die Auswanderung der Familie Bergenthal in die Niederlande in den 1930ern gesprochen, über den Aufenthalt im Lager Westerbork (NL) und in verschiedenen anderen Lagern, den Transport der Kinder nach Palästina, dem Leben nach dem Krieg sowie den traumatischen Effekten dieses Schicksals über die Generationen hinweg.
Die Veranstaltung finde in englischer Sprache statt. Einzelne Passagen können auch übersetzt werden.
Wie jedes Jahr wollen wir auch 2024 einen Vereinsausflug unternehmen: unser Weg wird uns nach Kippenheim zur dortigen Synagoge führen. Vor Ort werden wir uns die Ausstellung in der Synagoge zum Ortenauer Landjudentum, eine aktuelle Sonderausstellung zur Deportation der badischen Juden nach Gurs und den Jüdischen Verbandsfriedhof in Schmieheim anschauen.
Nach einem Mittagessen werden wir am Nachmittag noch den Salmen in Offenburg besichtigen, einen wichtigen Ort der deutschen Demokratiegeschichte.
Wir treffen uns um 7.45 Uhr auf dem Marktplatz in Bisingen und bilden, wenn möglich, Fahrgemeinschaften. Rückkehr ca. 18 Uhr.
Verschwörungstheorien sind in aller Munde und werden zunehmend besorgt diskutiert. Doch wann und wie können sie gefährlich werden? Und wie ist die Situation in Deutschland einzuschätzen? Auf diese und verwandte Fragen wird der Vortrag von Prof. Michael Butter (Universität Tübingen) Antworten geben.
In einem Schreiben an das Auswärtige Amt vom 29. Oktober 1940 berichtet Reinhard Heydrich, dass die Deportationen der badischen Jüdinnen und Juden am 22./23. Oktober desselben Jahres „von der Bevölkerung kaum wahrgenommen“ wurden. Im krassen Widerspruch belegen eine Vielzahl von überlieferten Fotografien, auch aus der badischen Gemeinde Kippenheim, dass die Deportationen durchaus von weiten Teilen der Bevölkerung „wahrgenommen“ und auch fotografisch dokumentiert wurden.
Ausgehend von einer Fotografie, die die Deportation des 1930 in Kippenheim geborenen Dr. Kurt Salomon Maier zeigt, wird von Florian Hellberg, Vorstand im Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V., der Weg der Familie Maier aus Kippenheim in das Camp de Gurs in Frankreich sowie die Flucht über Marseille und Casablanca in die USA nach New York nachgezeichnet. Die Lebensgeschichte von Dr. Kurt Salomon Maier, Träger des Verdienstordens des Landes Baden-Württemberg und des Bundesverdienstkreuzes am Bande wurde kürzlich als interaktives Zeitzeugnis mit 3D-Technik und Künstlicher Intelligenz als interaktives Interview zugänglich gemacht (https://fragnach.org/).
Silvia hat fast ihr ganzes Erwachsenenleben in einer Gemeinschaft von Diakonissen gelebt. Seit einiger Zeit fährt sie zum Ort eines Nazi-Konzentrationslagers, dessen Leiter ihr eigener Grossvater war. Mit Performance-Kunst erforscht sie dort das Geheimnis, wie unsere Vorfahren uns prägen. Die Auseinandersetzung mit ihrer Familiengeschichte und ihrem Kindheitstrauma führt zu einem unerwarteten Wendepunkt im Leben der gläubigen Frau.
Mit dem Dokumentarfilm "Die dritte und vierte Generation" hat Lukas Zünd die Auseinandersetzung von Silvia Hess-Pauli mit ihrer Familiengeschichte auf anschauliche und eindringliche Weise aufgearbeitet.
Der Gedenkstättenverein zeigt diesen Film in Anwesenheit von Lukas Zünd und Silvia Pauli - beide sind im Anschluss zu einem Gespräch über den Film bereit.